Wer über die Kalte Lied Richtung Stiepel wandert, stößt an der Stelle, wo der Weg von Dahlsen heraufkommt, auf ein weiteres Kreuz. Unter hohen Linden gelegen und quasi von ihnen umrahmt, steht ein schlichtes Holzkreuz. Wer genau hinschaut, dem fällt auf, dass es insgesamt 6 sehr alte Sommerlinden waren, die diesen Platz symmetrisch einrahmen. Biologen schätzen das Alter der Linden, von denen heute nur noch 3 Bäume stehen, auf über 400 Jahre. In der volkstümlichen Überlieferung haben sich nur noch vage Erinnerungen an diesen besonderen Platz erhalten. Wohl aus jüngerer Zeit stammt die Geschichte, hier habe sich ein Unglück ereignet, bei dem ein Knecht des Hofes Stiepel von einem Heuwagen gefallen und zu Tode gekommen sei.
Das Kreuz und der umliegende Platz haben aber noch eine weitere, viel bedeutendere Funktion. Hier ist der Standort der in den Oelinghauser Akten mehrfach genannten Stiepeler Kapelle. Nicht nur der markante Rahmen der 6 umstehenden Linden weisen den Platz als einen ehemaligen Kapellenstandort aus. Im Boden stecken bis heute die Reste des Fundaments. Hinter dem Kreuz finden sich schon wenige cm unter der Bodenschicht zahlreiche behauene Bruchsteine, die ebenfalls von dem kleinen Kapellengebäude stammen. Die Kapelle war sowohl Ziel der Oelinghauser Fronleichnamsprozession, Station der großen Peter und Pauls Prozession, als auch eine Wegekapelle an einem uralten Fernweg. Hier verlief, von Dahlsen in einem steilen Hohlweg bergauf kommend, unmittelbar an der Kapelle vorbei die Königsstraße „die Bahn genannt“ von Menden nach Arnsberg.