Vesper unter der Linde

05.07.2024 18:00 Uhr Klosterhof Oelinghausen

Die „Ecce panis“ Stiftung

Sakramentaler Segen an Sonn- und Feiertagen in der Klosterkirche zu Oelinghausen

Der Name „Ecce panis Stiftung“ rührt von dem Hymnus „Ecce panis angelorum…“ der früher im Zuge der Memorien gesungen wurde. Im Volksmund wird der sonntägliche Stiftungssegen im Kloster Oelinghausen deshalb schon seit jeher als „der Ecce panis Segen“ bezeichnet. Der sakramentale Segen, der an Sonn- und Feiertagen in der Klosterkirche in Oelinghausen gespendet wird, beruht auf einer Stiftung der Familie v. Fürstenberg. Dietrich v. Fürstenberg, Fürstbischof von Paderborn vermachte dem Kloster nach dem Tode seiner Mutter, Anna geb. v. Westfalen die ihre Witwenjahre[1] in Oelinghausen verbracht hatte, eine gewaltige Summe Geldes. Die Stiftung betrug 4334 Goldgulden.

Als „Gegenleistung“ ordnet der Bischof an,

  • dass das Kloster jährlich an bestimmten, genau benannten Tagen eine Memorie (Totengedenken) mit bestimmten Auflagen für die Verstorbenen der Familie v. Fürstenberg halten soll und
  • dass zu Ehren der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, der Gottesmutter Maria sowie des hl. Sakraments an allen Sonntagen des Jahres, an diesen Tagen

das Sakrament im Rahmen einer Prozession zum Jungfrauenchor getragen wird, dort währenddessen verbleibt und nach der Messe nach Erteilung des Segens durch den Priester wieder an den ursprünglichen Platz zurückgetragen wird. In den Klosterakten ist stets von insgesamt 12 besonderen Feiertagen und den Marienfesten die Rede, an denen die besondere Liturgie mit dem Ecce-panis-Segen gehalten werden musste.

Die außergewöhnlich hohe Summe der Stiftung war ein wesentlicher Faktor für die Verbesserung der desolaten wirtschaftlichen Situation nach dem Kölner Krieg (1583-1588/90)[2] und dem unmittelbar anschließenden 30-jährigen Krieg, wo Oelinghausen zahlreiche Überfälle erlebte und viele Zerstörungen hinnehmen musste. Außerdem wurde 1599 durch Unterstützung Dietrichs v. Fürsten berg auch die zerstörte Orgel in der Kirche wieder instandgesetzt.

Als das Kloster 1804 aufgehoben wurde, war diese Stiftung aufgrund einer Intervention des Hauses Fürstenberg der ausschlaggebende Faktor dafür, dass der Gottesdienst und die seelsorgerische Betreuung in Oelinghausen durch den letzten „Rentmeister“ van Hagel weitergeführt wurde. Wenn die Seelsorge in Oelinghausen nicht weitergeführt worden wäre, hätte die Familie v. Fürstenberg das gewaltige Stiftungskapital von der hessischen Regierung zurückgefordert. Dieses wollte und konnte die hessische Regierung nicht aufbringen. Damit war das sog. Benefizium gegründet, welches von 1807 als integrativer Bestandteil der Seelsorgestelle bis heute besteht und letztlich den Fortbestand von Kloster Oelinghausen sicherte.

Der Verpflichtung kommt die Pfarrgemeinde St. Petri Hüsten [3]bis heute nach. Die früher üblichen Texte der 3 Stiftergebete wurden im Laufe der Jahrhunderte z.T. abgeändert oder auch ganz weggelassen. Nur zu ganz besonderen Gelegenheiten wurden die in der Urkunde genannten Texte eingefügt. An den Sonn- und Feiertagen wird in der Klosterkirche der sakramentale Segen in der heute üblichen Form erteilt und damit der Fürstenbergschen Stiftung von 1599 gedacht – mittlerweile über 425 Jahre! Da im sakramentalen Segen der Hymnus „Ecce panis angelorum….“ gesungen wird, erhielt die Stiftung im Volksmund den Namen „Ecce panis Stiftung“.

Text: Bernhard Padberg

[1] Anna wurde um 1516 geboren und heiratete 1536 Friedrich v. Fürstenberg v. d. Waterlappe. Sie wurde bereits 1567 Witwe und lebte über einen längeren Zeitraum in einem separaten Haus in Oelinghausen.

[2] Der Kölner Krieg ist auch unter dem Begriff „Truchsessische Wirren“ in die Geschichte eingegangen.

[3] In der Nachfolge der Pfarrei St. Petri Oelinghausen (1904-2002) und des Pfarrverbundes Kloster Oelinghausen (2002-2013)

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