Rezension des Pfingstkonzertes vom 08.06.2019

Rezension des Pfingstkonzertes vom 08.06.2019

Das Pfingstfest erhält in der Klosterkirche Oelinghausen nicht nur durch Festgottesdienste, sondern auch durch erlesene Konzerte einen besonderen Glanz. An diese Tradition der Reihe Musica Sacra erinnert Bernhard Padberg vom Vorstand des Freundeskreises und begrüßt in der vollbesetzten Kirche erneut das Ensemble Odyssee aus Amsterdam: „Wir sind auf Ihr neues Programm gespannt, das Sie vor kurzem mit großem Erfolg bei den Thüringer Bachtagen in der Bachstadt Ohrdruf gespielt haben.“

Unter dem Motto „In Freundschaft“ erklingen Werke von vier deutschen Barockmusikern, die sich um die vakant gewordene Kantorenstelle an der Leipziger Thomaskirche 1723 beworben haben: Telemann, Fasch,
Graupner und Bach. Bach nahm die Stelle an und ging als Thomaskantor in die Geschichte ein. Mit der beschwingten Suite e-Moll des berühmten Telemann – er lehnte die Stelle wegen zu geringen Entgelts ab – gibt das Ensemble eine prächtige Visitenkarte ab. Das exzellente Zusammenspiel der aus 8 europäischen Ländern stammenden Mitglieder ist ein überzeugender Beweis für das verbindende Konzertmotto „In Freundschaft“. Freundschaftlich nimmt sich das Tutti bei Solopassagen zurück. Den hervorragenden Ruf verdankt das Ensemble nicht zuletzt den
ausgezeichneten Solisten. Georg Fritz spielt höchst meisterlich auf der Barockoboe mit klarer Diktion und gefühlvollem Ton das Concerto in d von J. F. Fasch, der wie Graupner von seinem Dienstherrn für Leipzig nicht freigegeben wurde. Vom neuen Thomaskantor Bach erklingt das Concerto in d-Moll BWV 1052R, eine höchst anspruchsvolle Fassung für Solovioline eines Cembalokonzertes. Eva Saladin spielt den 1. Satz mit unglaublichem Drive. Ein von tiefer Trauer erfülltes Dialogisieren prägt den Mittelsatz und im tänzerischen Dreier des Finale fesselt eine nicht enden wollende Motorik. Für das fantastische Spiel gibt es bereits stürmischen Applaus und Bravorufe.

Nach einer kleinen Verschnaufpause freut man sich auf den Soloauftritt des heimischen Stargastes Anna Stegmann. Die gebürtige Holzenerin ist auch bei sonstigen internationalen Ensembles gefragt und besitzt einen Lehrauftrag an der „Royal Academy of Music“ In London. Mit viel Spielfreude setzt die Künstlerin die vielfältigen Charaktere der sechssätzigen Ouverturensuite in F-Dur von C. Graupner in Szene. In Sätzen wie „Plaisenterie“ vermittelt sie französischen Esprit. Zum Gesamtbild gehören perfekte Artikulation und Phrasierung. Läufe perlen mit atemberaubender Virtuosität. Das letzte Wort hat noch einmal der Thomaskantor mit dem prächtigen 4. Brandenburgischen Konzert in der Bearbeitung BWV 1057 für konzertierendes Cembalo und zwei Blockflöten. Für Programme im Leipziger „Zimmermannschen Caffee-Hauß“ schrieb Bach eine Reihe von Cembalokonzerten und wurde damit Erfinder des Klavierkonzerts. Vorzüglicher Solist ist Andrea Friggi, der von Beginn an mit Agnieszka Oszańca (Cello) und Carina Cosgrave (Violone) ein solides Bassfundament auch für die Streicher Ivan Iliev, Nadine Hénrichs und Alonso Molina legte. Rauschende Cembaloklänge wogen durch das Kirchenschiff. „War das ein tolles Konzert!“ hört man am Schluss im begeisterten Publikum, das sich mit langanhaltendem stehendem Beifall bedankt: „Wir freuen uns auf ein Wiedersehen.“

 

Rezensent: Dr. Werner Hümmeke

Infobox:
Das nächste Konzert Musica Sacra Oelinghausen findet am 7. Juli ,19 Uhr in der Klosterkirche statt.
Aufgeführt wird das Israelsbrünnlein von J.H. Schein vom “The Orpheus Consort“ in Zusammenarbeit mit RESONANZ-Musik an St. Johannes Baptist Neheim.
Karten an der Abendkasse.
Weitere Informationen folgen.

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