Boten der Freude

Boten der Freude

Eine so große Menschenmenge! Hinter uns eine Gruppe, die scheinbar in einer asiatischen Sprache den Rosenkranz wie an einer Kette herunterrattert oder gar leiert. Sie schieben uns nach vorne, wollen überholen, doch unsere Mauer ist stärker. Dann: Wir müssen hinab, doch gefühlt wollen wir hinauf zum Stall. Keine Anhöhe, nichts Idyllisches. Stattdessen schieben, warten, herunter durch ein Nadelöhr. Vorsicht ist geboten, sonst fällt noch jemand in die Menschenmenge. Dann endlich! Die Geburtsgrotte von Betlehem. An ein Gebet ist gar nicht zu denken, geschweige denn ein gemeinsames Lied. „Weiter, weiter!“, heißt es in allen Sprachen.

Ist das Betlehem 2018? Neben aller politischen Zerrissenheit. Was habe ich davon?

Was habe ich von Betlehem im Jahr 2018? Dieser Frage gehe ich seit unserer Gemeindefahrt nach Israel nach. Nun gut, wir waren an dem Ort, wo unser Herr geboren sein soll. Ja, auch beeindruckend wie viele Menschen unser Herr da zusammenführt. Aber für den Augenblick?

Nachhaltiger ist mir 2018 eine andere Begegnung in Betlehem im Sinn. Es war spontan in einer Seitengasse. Ein Mann mit Handicap führt eine kleine Kaffeebar, nicht größer als eine Putzkammer. Draußen, in die Gasse sollten wir uns setzen. Seine Augen glänzten. Fast die gesamte Gruppe nahm dort einen Kaffee zu sich. Er sah seine Aufgabe darin uns zu bewirten. Die Geschäftsleute im Viertel mit seinem Kaffee tagtäglich zu versorgen war wohl sein Alltagsgeschäft. Mit seinem Tablett brachte er ihnen und uns den Kaffee. In meinen Augen war er ein Brückenbauer, ein „Mittelsmann“, ein „Bote“ – ein Engel?  Doch dieser Brückenbauer zwischen den Menschen, in aller Einfachheit und besonders in seiner Freude am Tun, machen mir deutlich, dass es nicht viel braucht, um Leben, um Weihnachten zu feiern. Oft sind es die kleinen Dinge, in denen wir so viel erleben und entdecken. Ich freute und freue mich, dass ich dies in Betlehem erleben durfte. Bei allen Konflikten, die uns vor Augen gestellt werden.

Einen Ort des einfachen Lebens entdeckt zu haben, an dem Jesus Christus zur Welt kam, ist etwas Besonderes!

Das wirkt nach, auch wenn von weihnachtlicher Idylle nichts zu spüren war. Weihnachten wirkt, Gott wirkt!

Im Namen des Pastoralteams wünsche ich allen ein friedvolles und gesegnetes Weihnachtsfest und für das neue, kommende Jahr 2019 alles erdenklich Gute, Gesundheit, Zufriedenheit und Gottes Segen!

Ihr und Euer

Daniel Meiworm, Pfr. 

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